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Schlafstörungen durch Lichtverschmutzung

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Wirklich dunkel wird es in Städten gar nicht mehr – das hat negative Folgen für den Menschen und seine Umwelt. Zu viel künstliches Licht stört den Tag-Nacht-Rhythmus und sorgt für Schlafstörungen.

Dabei ist Licht eigentlich etwas Schönes: Das zeigt sich gerade, wenn nach dem trüben, dunklen Winter die ersten Strahlen der Frühlingssonne allerorten für gute Laune sorgen. Und Licht ist Luxus, ermöglicht es uns doch auf Knopfdruck, die von Mutter Natur verordnete Zwangspause in der Nacht einfach auszuknipsen. Licht gilt als Symbol für Sicherheit und Wohlstand.

Doch zu viel Licht ist schädlich: Künstliches Licht aus Straßenlaternen, beleuchteten Werbetafeln, Schaufenstern und heimischen Wohnzimmern zu einer Zeit, in der natürlicherweise Dunkelheit herrscht, hat für die Umwelt und auch für die Menschen negative Folgen.

„Wir müssen uns der Tatsache stellen, dass die zunehmende Beleuchtung nicht nur positive Effekte wie eine erhöhte Sicherheit oder bessere Produktionsbedingungen für die Wirtschaft bringt, sondern auch negative Auswirkungen – etwa auf die Ökologie – hat“, sagt Franz Hölker, Ökologe am Berliner Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und zugleich Leiter des Leibniz-Forschungsverbundes „Verlust der Nacht“.

Wissenschaftler bezeichnen die künstliche Lichterflut deshalb auch als „Lichtverschmutzung“. Und diese nimmt zu: aktuellen Schätzungen zufolge jedes Jahr um etwa fünf bis sechs Prozent.

Lichtverschmutzter Himmel

Nach Angaben der International Dark Sky Association leben 99 Prozent der Bevölkerung Europas und der Vereinigten Staaten unter einem lichtverschmutzten Himmel. Eine Folge: Man sieht auch an klaren Neumondtagen kaum noch Sterne am Himmel. In Städten sind es gerade einmal 200 bis 500 Sterne, die sich noch mit bloßem Auge erkennen lassen – früher waren es rund 2500.

Die Hälfte der Europäer kann die Milchstraße nicht mehr sehen. Astronomen bauen deshalb ihre Observatorien längst weit entfernt von dicht besiedelten Gebieten auf – in der chilenischen Atacamawüste etwa oder auf den Kanaren.

Für die betroffenen Wissenschaftler mag es frustrierend und lästig sein, im eigenen Land nicht mehr forschen zu können. Doch die hellen Nächte haben noch sehr viel handfestere Auswirkungen, indem sie Ökosysteme stören und den chronobiologischen Rhythmus von Tieren wie Menschen durcheinanderbringen. Schließlich ist der Wechsel zwischen Tag und Nacht der Taktgeber der Natur.

Gestörter Zyklus

So wird etwa der Wachstumszyklus von Pflanzen durch nächtliches Kunstlicht beeinflusst, Studien bestätigen Zugvögeln zunehmende Schwierigkeiten bei der Orientierung, und hell beleuchtete Brücken werden für Fischschwärme zu unüberwindbaren Barrieren.

Und nicht zuletzt konkurrieren plötzlich tag- und nachtaktive Tierarten miteinander – so können sich beispielsweise Fledermäuse und Vögel bei der Futtersuche in die Quere kommen.

Besonders fatal sind die Auswirkungen von künstlichem Licht aber für Insekten: Hunderte Milliarden von ihnen verenden Tag für Tag an Straßenlaternen, indem sie verbrennen oder vor Erschöpfung sterben.

„Halogenmetalldampflampen verdienen das Prädikat ‚Insektenkiller‘, genau wie Quecksilberdampflampen“, sagt Gerhard Eisenbeis, Professor für Zoologie an der Universität Mainz. „Künstliche Beleuchtung im Außenbereich ist und bleibt ein ökologisch sensibles Feld“, sagt er.

Veränderte Hormonausschüttung

Doch auch der Mensch leidet unter der grellen Dauerbeleuchtung von Straßen, Gebäuden und Schaufenstern. Denn das künstliche Licht stört den Hormonhaushalt und damit die innere Uhr des Menschen – und sorgt unter anderem für Schlafstörungen.

„Licht am Abend verschiebt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und damit den Zeitpunkt von qualitativ gutem Schlaf nach hinten“, sagt Dieter Kunz, Chefarzt der Abteilung für Schlafmedizin am Berliner St.-Hedwig-Krankenhaus. So werde zu Beginn der Nacht das Einschlafen und am Ende der Nacht das Aufwachen erschwert und insgesamt die Zeit des Schlafes verkürzt.

Schlaf ist beteiligt an unterschiedlichen Lernprozessen, an der Gedächtnisbildung, der Integrität des Immunsystems und vielem mehr. „Gesundem Schlaf kommt damit eine überragende Bedeutung für die Funktion von Körper und Gehirn zu“, so Kunz. Chronischer Schlafentzug wird mitverantwortlich gemacht für Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit.

Licht schadet auch im Schlaf

Einzelne Untersuchungen kommen außerdem zu dem Ergebnis, dass die verlängerte nächtliche Helligkeit auch für die immer früher einsetzende Pubertät bei Jugendlichen verantwortlich sein könnte.

Auch Lichteinwirkung während des Schlafens schadet dem Organismus, fanden Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland mithilfe von Versuchen an tagaktiven Mäusen heraus. Demnach führten selbst kleine Lichtmengen in der Nacht im Gehirn der Nagetiere zu Veränderungen, die denen depressiver Patienten ähneln.

Zum gleichen Schluss kam ein weiteres amerikanisches Forscherteam von der Ohio State University in Columbus bei Versuchen mit sibirischen Zwerghamstern. Diese mussten vier Wochen lang bei achtstündigem Dämmerlicht schlafen – und zeigten anschließend depressionsähnliche Symptome, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“.

Sobald die Hamster wieder in völliger Dunkelheit schlafen durften, kehrte dagegen ihre Lebensfreude zurück. Da der Tag-Nacht-Rhythmus tagaktiver Tiere denen von Menschen ähnelt, lassen sich diese Studienergebnisse gut auf Menschen übertragen.

Erhöhtes Krebsrisiko

Laut einem von der Europäischen Kommission veröffentlichten Bericht zu den gesundheitlichen Auswirkungen von künstlichem Licht drohen aber nicht nur Schlafstörungen und Depressionen: Die Lichteinwirkung könne auch „mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko in Zusammenhang stehen“. Grund dafür ist, dass der Östrogenspiegel ansteigt, wenn weniger Melatonin gebildet wird – und zu viel Östrogen gilt wiederum als Risikofaktor für Brustkrebs.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Israel in einer vor fünf Jahren veröffentlichten Studie: Demnach sei das Risiko an bestimmten Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs zu erkranken, in Gebieten mit besonders starker Lichtverschmutzung überdurchschnittlich hoch.

Auch die israelischen Wissenschaftler vermuten die Ursache dafür im menschlichen Hormonhaushalt: Wenn nachts durch das geschlossene Augenlid Licht auf die Netzhaut des Schlafenden fällt, wird die Melatonin-Produktion gehemmt – und genau dieses Hormon mache den Körper widerstandsfähiger gegenüber bestimmten Krebsarten.

Schichtarbeiter leiden besonders

Besonders stark leiden Schichtarbeiter unter diesem Phänomen: „Bei Nachtarbeit wird der Schlaf-Wach-Rhythmus um etwa acht bis neun Stunden verschoben. Dieser Verzögerung folgen die einzelnen physiologischen Rhythmen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit und Amplitude“, erklärt die Arbeitsmedizinerin Barbara Griefahn vom Institut für Arbeitsforschung der Technischen Universität in Dortmund. Zum dauernd gestörten Schlafrhythmus kommt auch noch die Lichtexposition hinzu.

Die Folge: Nachtschwestern und Schichtarbeiterinnen erkranken deutlich häufiger an Brustkrebs als der Rest der Bevölkerung. Und auch Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Adipositas sind unter Schichtarbeitern deutlich stärker verbreitet. Sie sind krank durch zu viel Licht.

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